Nachruf zu Gisela Broche, 27.11.1929 – 15.9.2018
In der Zeit der Weltwirtschaftskrise im Jahre 1929 wurde Gisela Broche geboren. Sie war 8 Jahre alt, als ihre 6 Jahre ältere Schwester Liselott starb. Mit 10 Jahren brach der Weltkrieg aus. Jahre der Angst, der Bedrohung vor Deportation der nicht regimekonformen Familie, Bombenflieger Nacht für Nacht prägten und traumatisierten sicher das Kind und die junge Frau. Nach dem Abitur studierte Gisela Musik und war auf dem Weg zur Soloviolonistin.
In einer schweren Krise als Musikerin in Genf erzählte ihr eine Freundin von C.G.Jung und seiner Psychologie. Wie ein Blitzschlag traf Gisela die Gewissheit: „Das ist es!“ Sie fühlt sich von seiner Psychologie, seiner Auffassung von inneren Bildern, Träumen, der Welt der Symbole zutiefst berührt.
Von 1954 – 1958 bildete sich Gisela Broche in Stuttgart zur Kinderpsychotherapeutin aus (ohne Psychologiestudium), arbeitete dann in eigener Praxis und in einem Ambulatorium. Ab 1970 realisierte sie im Jung – Institut in Stuttgart eine Ausbildung für Kinder- und Jugendlichen – Psychotherapie. Dann zog sie nach Ulm, um dort eine Beratungsstelle für Eltern aufzubauen. Für Therapien mit Kindern war in jener Zeit kein Geld vorhanden. Gerade in Ulm wurde ihr bewusst, wie wirkungsvoll gute Elternberatung ist, wie auch dadurch ganz viel an Heilung geschehen kann. Noch in der Zeit in Deutschland reiste sie regelmässig in die Analyse zu Helmut Barz nach Zürich, was ihr viel bedeutete aber vom Weg her auch sehr aufwendig war. Helmut Barz holte sie dann ans C.G. Jung-Institut nach Küsnacht, wo sie voller Energie 1977 das Kinderprogramm mit Mario Jacobi, Hazel Friedli, Beatrice Jezic und Kaspar Kiepenheuer aufbaute. Von 1978 – 1988 war sie Studienleiterin des Kinderprogramms. Sie war darauf bedacht, seriös und professionell auszubilden und den grossen Anforderungen einer Kindertherapieausbildung nachzukommen.
Mit Herz, Feuer, klarem analytischen Denken gepaart mit einer grossen Intuition wirkte sie als Therapeutin mit grossen und kleinen PatientInnen wie auch in vielen Supervisionen.
Wie drückte es doch Rütger Schöller an der Beerdigung so treffend aus:
„Ab Deinem 30. Lebensjahr hast Du immer wieder diese seelischen Übergangsprozesse in psychologischen Behandlungen, Beratungen und dann auch in Aus- und Weiterbildungsinstituten inszeniert und geschehen lassen.
Klar, unerschrocken, unzensiert, kompromisslos, intuitiv getragen, hast Du diese Deine transzendente Funktion wirken, ja gestalten lassen……..
Über 30 Jahre Kinderpsychotherapie, Beratung in diversen psychologisch psychiatrischen Institutionen und in den diversen Spielzimmern deiner Praxen, hast Du so mancher Seele
hüben und drüben zur heilenden Ganzheit verholfen.“
Auf der Todesanzeige stand: „Kein einfaches, aber ein sehr erfülltes Leben ist zu Ende gegangen.“ Gisela Broche beklagte sich nie, hatte aber sicher ein Leben lang immer wieder ihre tiefen seelischen Narben schmerzhaft zu spüren bekommen und diese zu pflegen.
Nach ihrem Wegzug aus der Schweiz nach Schönau bot Gisela Broche nur noch sporadisch Therapie-Stunden an. Mit viel Feingefühl und grosser Hingabe widmete sie sich vermehrt in Freiwilligenarbeit der Sterbebegleitung von Menschen im nahe gelegenen Altersheim.
Da die Gefahr des Stürzens zunahm, gab sie ihre geliebte Wohnung in Schönau auf und trat ins Altersheim in Murg ein, wo ihr Patensohn der Hausarzt war. Er wohnte mit seiner Familie in der Nähe und so durfte sie noch viele bereichernde Stunden in der Familie Dr.Heilmann verbringen. Dies half ihr sehr, den Übergang zu machen.
Gisela fühlte sich wohl, geborgen im Altersheim in ihrem kleinen Zimmer mit einigen eigenen Möbelstücken und ihren Büchern. Vor allem genoss und betonte sie das Beglücktsein über ihre innere Freiheit, die sie sich erarbeitet hatte und die ihr so wichtig war. Sie äusserte immer wieder, wie sie die Sicherheit der neuen Umgebung schätzte, das liebevolle Umsorgtwerden vom Personal, das ihr mit viel Respekt begegnete.
In Supervisionen bis fast zu ihrem Tode blieb Gisela Broche mit grosser Präsenz engagiert, neugierig, zeigte sich immer echt motiviert beim Anschauen und vertieften Eingehen auf Wartegg -Tests, Sandbilder und die dahinter liegenden Seelenprozesse.
Immer blieb sie der Psychologie von C.G.Jung tief und kritisch verbunden und auch das I Ging begleitete sie bis zu ihrem Ende. Gisela Broche war erfüllt von Frieden und Dankbarkeit, schaute ganz bewusst auf ein nicht einfaches aber reiches Leben zurück.
Vreni Osterwalder – Bollag/ Ursula Kübler